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Der Name der Paracas-Kultur leitet sich von der gleichnamigen Halbinsel an der Küste Südperus ab und bedeutet übersetzt „Sturmwind“. Die Paracas-Indianer lebten in den Jahren zwischen 900 v. Chr. und 200 v. Chr. in ihrem Gebiet und stellten die erste komplexere Gesellschaftsstruktur an der südperuanischen Küste dar. Vor allem durch die Textilien und Keramiken, aber auch durch Schädeloperationen, so genannte Trepanationen, ist diese Kultur interessant und unvergessen. Paracas war zur Zeit der gleichnamigen Kultur dicht besiedelt – heute ist die Gegend verlassen.
Die Geschichte der Paracas-Kultur beginnt 3000 v. Chr. In dieser Zeit ist noch nicht von
der Kultur an sich zu sprechen, wohl aber von einer dichten Besiedlung. Die dort lebenden
Menschen ernährten sich von Fischfang und Muscheln und hatten bereits zu dieser Zeit feste
Bestattungsrituale. Diese wurden ca. 1000 v. Chr. weiterentwickelt. Ebenfalls hatte sich die
Ernährungsgrundlage deutlich verbessert: Mais und Bohnen waren bekannt. Und auch die
Baumwollverarbeitung bereicherte das Leben in der Gegend.
Die eigentliche Geburtsstunde der Paracas-Kultur wird um 700 v. Chr. angesiedelt, da hier
eine Beeinflussung durch die Chavín-Kultur konstatiert werden kann. Diese Beeinflussung
brachte die heute so bekannte Keramik in die Paracas-Kultur ein, welche die Keramik an ihre
kulturellen und regionalen Gegebenheiten anpasste und somit einen eigenen Stil schuf.
Die Erforschung der Paracas-Kultur begann mit den Ausgrabungsarbeiten im Jahr 1925 des
peruanischen Archäologen Julio C. Tello, der schöne Textilien in privaten Sammlungen gesehen
hatte und deren Ursprung er klären wollte. Seine Ausgrabungen fanden an den Hängen von Cerro
Colorado statt. Dies ist durch ihre rötlich schimmernde Erscheinung, begründet durch
Rosengranat, eine besonders auffällige Erhebung in diesem Gebiet. Durch seine Funde konnte
die Paracas-Kultur zeitlich eingeordnet und begründet werden.
Paracas-Cavernas und Paracas-Necropolis: Zwei Stilrichtungen der Paracas-Kultur
Tello fand zwei Gräberfelder, die aufgrund des trockenen Klimas sehr gut erhalten waren.
Anhand dieser Funde konnten zwei verschiedene Stilrichtungen ausgemacht werden: Cavernas
zwischen 600 v. Chr. und 400 n. Chr. sowie Necropolis, die in ihrer Entwicklung später
angesiedelt wird. Spätere Ausgrabungen an anderen Orten bestätigten diese Befunde.
Paracas-Cavernas erhielt ihren Namen durch das Aussehen des Fundes: Es handelte sich hierbei
um unterirdische Schaftgräber, welche eine flaschenähnliche Form hatten. Dort befanden sich
30 bis 40 Leichname verschiedenen Alters und Geschlechts sowie von unterschiedlichem
sozialem Status. Der soziale Status konnte anhand der Grabbeigaben sowie der Kleidung
festgestellt werden: Befanden sich Keramik, Goldschmuck und hochwertige Baumwollkleidung mit
bunten Verzierungen in den Grabstätten, so handelte es sich um einen Menschen höheren
Ranges. Anhand der Farbpigmentierungen und Motive der Keramikfunde konnte eine zeitliche
Einordnung vorgenommen werden.
Paracas-Necropolis wurde an der Nordspitze von Cerro Colorado entdeckt. Hierbei handelt es
sich um Kammern, welche viele Mumienbündel beherbergten. Alle 429 Mumien waren männlich.
Anhand der Kleidung konnte davon ausgegangen werden, dass es sich bei dieser Grabstätte um
eine besondere handelte, da hier nur Männer höheren Ranges bestattet worden waren.
Die Schädeloperationen waren nicht nur in der Paracas-Kultur üblich, faszinieren aber dennoch
ungemein. Schließlich wurden ab 400 v. Chr. Operationen durchgeführt, welche von den
Europäern nicht vor dem 20. Jahrhundert bewerkstelligt werden konnte.
Trepanationen zeichnen sich durch das Entfernen eines drei- oder viereckigem Schädelstück
aus. Dieses wurde entweder aus medizinischen (Epilepsie oder chronische Kopfschmerzen) oder
religiösen Gründen (Vertreibung von bösen Geistern) entfernt. Das Unglaubliche hierbei ist,
dass über die Hälfte der Patienten diesen riskanten Eingriff überlebte und vollständig
gesundete.