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Die Kultur der Tiahuanaco gilt als eine der bedeutendsten, aber auch geheimnisvollsten
Kulturen der Vorinkazeit.
Wie fast alle altamerikanischen Kulturen hinterließen auch die Tiahuanaco keine
schriftlichen Quellen. Bereits vor den Inka beherrschte das Reich der Tiahuanaco weite Teile
des südlichen Andenraumes. Die größte Ausdehnung ihres Reiches reichte bis weit in den
Norden des heutigen Peru und im Süden bis in das Gebiet des heutigen Chile und in die
Nordspitze Argentiniens. Unklar ist, ob die große Ausdehnung auf Grund von kriegerischen
Auseinandersetzungen zustande kam, oder aber durch die Ausbreitung der Religion und der
damit einhergehenden Kultur der Tiahuanaco, die andere Völker in ihr Reich integrierte. Die
Kultur bestand von 1500 vor Christus bis 1200 nach Christus. Die Blütezeit der Tiahuanaco
lag in der Zeit von 600 bis 1000 vor Christus.
Die Stadt Tiahuanaco war jahrhundertelang die Hauptstadt und das religiöse Zentrum dieser
indianischen Hochkultur. Die Hauptbedeutung lag wohl darin, eine Kultstätte darzustellen.
Das Gebiet wurde von bis zu 100000 Menschen bevölkert.
Die späteren Inka sahen in den großen Steinfiguren, die bereits zu ihrer Zeit sehr alt waren
und Ruinen darstellten, die versteinerten Riesen der Vorzeit. Bereits sie konnten sich nicht
vorstellen, dass die Plastiken und gewaltigen Bauwerke von Menschenhand geschaffen sein
sollten.
So ist die Legende der Inka bekannt, in Tiahuanaco habe sich der Schöpfergott Viracocha
aufgehalten und auf großen Steinplatten Zeichnungen und Reliefs entworfen. Sie waren der
Plan für alles, was er erschaffen wollte.
Die Menschen, die er dort ins Leben rief, hätten alle dieselbe Sprache gesprochen und sich
von der Stadt Tiahuanaco aus in alle Welt verbreitet, nachdem sie zu Ehren ihres Gottes die
Bauwerke dieses Ortes errichteten.
Die Tiahuanaco- Kultur zeichnete sich durch ein weites Handelsnetz aus.
Mit Hilfe von Lamakarawanen wurden Waren auf dem gut ausgebauten Straßennetz verteilt.
Hochwerte Keramik zeugt noch heute davon, dass die Kultur der Tiahuanaco eine Hochkultur
war. Weiterhin entdeckten beispielsweise Architekten Metallnägel in den Fugen der Ruinen von
Tiahuanaco. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem und künstliche Terrassen sicherten die
wirtschaftliche Überlegenheit.
Die Stadt Tiahuanaco lag zur Blütezeit direkt am Ufer des Titicacasees, der Spiegel des See
war zu dieser Zeit 35 m höher als heute. Durch Verdunstung sank der Wasserspielgel, so
liegen die Ruinen heute circa 20 km vom Titicacasee entfernt. Unerklärlich ist
Forschern bis heute, wie es möglich war, dass Menschen in fast 4000 m Höhe so
erstaunliche Leistungen erbringen konnten. Gewöhnlichen Mitteleuropäern fällt in dieser Höhe
bereits das Atmen schwer.
Die gewaltigen Bauwerke der Tiahuanaco Kultur geben viele Rätsel auf. Der nächste Steinbruch
war circa 300 km weit entfernt – wie schafften die Bewohner es, die schweren Blöcke zu
transportieren?
Den Untergang des Reiches und damit der Kultur der Tiahuanaco vermuten Forscher in einer
ökonomischen Krise. Durch den schnellen Zuwachs war das Reich wahrscheinlich an seine
Grenzen gekommen. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen oder eine große Dürre werden von
Forschern aber auch nicht für das abrupte Ende der Tiahuanaco ausgeschlossen.
Die Ruinenstadt Tiahuanaco gilt als die wahrscheinlich älteste Tempelanlage Amerikas. Seit
dem Jahr 2000 ist sie Weltkulturerbe der UNESCO.
Auf dem Gebiet Boliviens gelegen, ist die ehemalige Stadt Tiahuanaco heute etwa 20 km
in südlicher Richtung vom berühmten Titicacasee entfernt. Auf dem Ruinenfeld sind die Reste
zweier riesiger Pyramidenkörper, Akapana und Puma Punku, zu sehen. Nordwestlich davon erhebt
sich das Sonnentor. Mit einer beeindruckenden Größe von 3 Metern Höhe und 3,75 Metern Breite
wurde es aus einem einzigen Block Andesitgestein gehauen. Die Reliefs zeigen den Sonnengott,
der 2 Schlangenzepter in der Hand hält und von circa 150 kleinen geflügelten Gestalten
umgeben ist. Der Tempelkomplex Kalasasaya weist einen Grundriss von 130 mal 130 Metern auf
und diente wahrscheinlich als Observatorium.